2012-05-20

Geplante Obsoleszenz auch bei Toyota?

Mein Prius ist jetzt 4 Jahre alt, hat knapp 60.000 Kilometer  abgespult sich damit als mein 36tes Automobil eindeutig als bisher  absolut problemlos bewiesen. Also, was gibt es denn da noch zu nörgeln?

In den 60er Jahren war ein gängiges Fahrzeug aus Italien, Frankreich oder von Opel nach vier Jahren schon prinzipiell verdächtig, demnächst deutliche Roststellen zu zeigen und 100.000 km Laufleistung wurden schon als rekordverdächtig gehandelt. Die Hersteller hatten das denn wohl auch so geplant und sorgten dafür, dass alle zwei Jahre ein neues Modell ihrer Baureihen auf den Markt kamen. Dazu zeigte Arte vor einigen Monaten eine interessante Dokumentation im Rahmen eines Themenabends.

Davon sind wir heutzutage weit entfernt. Selbst Fiat und Citroen sind auch nach mehr als 4 Jahren bei Weitem keine Rostlauben.

Aber zurück zu meinem Prius. 7 Jahre Garantie (oder Gewährleistung?) auf alles, was mit dem Hybrid-Antrieb zusammenhängt. Die Akkus für den Hybridantrieb sollen "für die Lebensdauer des Fahrzeugs" ausgelegt sein. Aus dem Bekanntenkreis hörte ich, dass ein früher Priuskäufer bei mehr als 200.000 km seinen zweiten Prius erworben hat. Und sein alter Prius war alles andere, als aufgebraucht!

Das würde für meine Verhältnisse theoretisch eine Nutzungsdauer von mehr als 12 Jahren bedeuten.  Ein guter Grund, über die Aktualisierung der Karten für das GPS nachzudenken. Hatte es mich doch schon von Anfang an häufig enttäuscht und auf der Karte eine Position mitten in der Landschaft signalisiert, während mein Prius flott auf einer neuen Autobahn unterwegs war.

Die Karten sind von Navteq -  nagut ... Audi, BMW und Mercedes beliefern die nicht (aus Gründen?) Aber Toyota und Lexus sind ja auch keine unbedeutenden Marken.

Wie auch immer - die Karten in meinem Prius waren von Anfang an (2008) eindeutig und für jeden sicht- und spürbar veraltet. Hätte ich das als einen unter die Garantie fallenden Mangel reklamieren sollen? Warum nimmt man sowas eigentlich hin? Immerhin kostete das von diesem Mangel betroffene Ausstattungsmerkmal meines Prius einen 4stelligen Aufpreis.

Nachdem ich mich entschlossen habe, aus dem ursprünglichen Leasing-Prius mein Eigentum zu machen, möchte ich jetzt mindestens 4 Jahre aktuellere Karten benutzen.

Die erste Auskunft bei dem Toyota-Händler meines Vertrauens: der Karten-Update kostet 485.00€ (inkl. MwSt). Uuuuhhhps .... das sind mehr als 1,8% des Neupreises eines aktuellen Prius! Bei 15.000 Kilometer jährlicher Fahrleistung und 4,3 Litern/100km (Normverbrauch) entspräche der jährliche Update   fast 50% der jährlichen Treibstoffkosten. Gottseidank kommt mein Prius nicht mit 4,3 Litern/100km aus, sondern liegt bei 5,6 Litern (siehe www.spritmonitor.de).

Also ist "Jugend Forscht!" angesagt. Über Navteq wird man auf eine Spezial-Seite von Toyota navigiert, auf welcher Otto Normalverbraucher seine GPS Karten Aktualisierungen bestellen kann.

Nun wirds fummelig.

  1. kann man sich wünschen, in German bedient zu werden
  2. darf man aussuchen, welchen Toyota man fährt - mehr als "Prius" geht hier aber nicht
  3. muss man aus einer Liste von 8 Generationen von Navigationsgeräten, die als "Screenshots" abgebildet sind, seine Generation herausfinden. Natürlich ist auch eine Modell-Nummer angegeben - nur gibt die mit dem Fahrzeug ausgelieferte, gedruckte Anleitung zur Modell-Nummer absolut gar nichts her.
  4. muss man einen von fünf Teile-Nummer-Präfixes auswählen, seine DVD aus dem Laufwerk unter dem Fahrersitz herausfummeln und zum Präfix dann die von der DVD abgetippte 2. Hälfte der Teile-Nummer hinzufügen.
  5. jetzt weiterblättern und - ta-taaaaaa -  es wird eine Preisliste mit einem 15stelligen Itemcode und einem NETTO-Preis von 114,88 € präsentiert - zuzüglich MwSt und Frachtkosten in nicht genannter Höhe. 
  6. der Tab "Umfang prüfen" verlangt, Fahrzeugmodell und Kartenabdeckung erneut einzugeben - nicht etwa, dass der gerade gefundene Itemcode irgendwas mit der nun angebotenen Information zu tun hätte. Auf meiner DVD steht "Central Europe" - die angebotene Anzeige des Umfangs erstreckt sich jedoch über ganz Europa - also auch den Osten und Länder wie Spanien und Portugal, die von der zur Suche herangezogenen DVD gar nicht abgedeckt werden. Was soll ich jetzt glauben? Bekomme ich für 114,88 € mehr als eine DVD - also jede zwei anderen, die ich auch noch besitze und möglicherweise zu dem 485,00 € teuren Update gehören - will sagen, dass mein Toyota-Händler sich getäuscht hat?
  7. Das Ganze geschieht hier in einer Flash-Anwendung, welche es nicht gestattet, irgendwelche Texte zu markieren und in eine Email zu kopieren, um mit dem Händler des Vertrauens den Dialog um die Beschaffung fortzusetzen; denn online werde ich auf diese Website sicher nichts bestellen.

Wenn man also davon ausgehen darf, dass die Autos heute problemlos deutlich länger, als 10 Jahre ihren Dienst tun, fragt man sich, ob die Hersteller etwas dagegen haben könnten und (bewusst?) dafür sorgen, dass mir der Spaß daran bei jeder Gelegenheit etwas verdorben wird.

Das betrifft - neben dem GPS - auch die Bluetooth-Freisprech-Einrichtung. Funktionierte diese mit dem Nokia E61 im Jahre 2008 noch recht gut, war es mit dem Nachfolger E71 schon nicht mehr möglich, auf das Telefonbuch zuzugreifen. Und aktuell bin ich froh, dass mein iPhone 4S überhaupt ein Freisprechen erlaubt.

Neben dem sich nach 4 Jahren auf fast 60% belaufenden Wertverlust für einen fabrikneu zum Listenpreis gekauften Prius gesellen sich mangelnde Einsicht und Bereitschaft des Herstellers ein offensichtlich langlebiges Wirtschaftsgut dauerhaft angemessen zu betreuen. Ist das vielleicht sogar so geplant - nur etwas subtiler, als Apple und die Glühbirnenindustrie es angestellt hat?

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