2005-09-04

Kragen geplatzt

Warum müssen die Hersteller von Herrenhemden eigentlich in jedem Exemplar ihre ganze Firmengeschichte veröffentlichen? In Prosa mit eingearbeiten Metallfäden und hervorgehobenen Rahmungen.

Und warum müssen diese Banner ausgerechnet dort in ein Hemd montiert werden, wo es am engsten sitzt - besonders, wenn man eine Kravatte trägt: IM KRAGEN?

Es gibt Hersteller, die kommen mit dem Platz nicht aus und befestigen noch ein zweites Gerät direkt unter dem gedengelten Firmenschild in meinem Nacken. ES IST NICHT AUSZUHALTEN!

Sind diese Leute eigentlich alle Masochisten oder warum tun die sowas? Gibt es keine für den Tragekomfort besser geeignete Stelle, diese Bannerwerbung und sonstigen Hinweise an einem Hemd zu befestigen?

Wer liest sich diese Mitteilungen eigentlich durch?

Vermutlich hängt das damit zusammen, dass Herrenhemden ausschliesslich so verpackt angeboten werden, dass der Hinweis 'vom Umtausch ausgeschlossen' drohend in unsichtbarer Tinte darauf angebracht ist. Oder haben Sie sich schon einmal getraut, ein ausgepacktes Hemd nach der Anprobe wieder einzupacken? Ja - dann haben sie die Hemmschwelle des Herstellers bewältigt - gratuliere.

Leider passiert es mir - nach so vielen Jahren - immernoch, dass ich ein neues Hemd anziehe, ohne mir Gedanken über den Inhalt des Kragens zu machen. Da kann es schon mal passieren, dass ich beim Frühstück einen Kratzanfall bekomme, nervös nach hinten greife und mit einem kräftigen Ruck irgendwelche Etiketten herausreiße ... leider hängt schon mal ein Stück Hemd daran.

Im günstigsten Fall sind diese Etiketten eingeklebt - mit einem leckeren Klebstoff, der selbstverständlich IM HEMD verbleibt, wenn man es abzieht. Und es dauert schon ein paar Jahre, bis das aufhört im Nacken zu pappen.

Wer Lust hat, sich an einem Unternehmen für die Herstellung und den Vertrieb menschenwürdiger Herrenhemden zu beteiligen, möge sich bei mir melden. Das muss anders werden.

Glühwürmchen

Meine Familie besitzt zwei Autos: einen Smart und einen Mercedes A-Klasse. Vor einigen Monaten hatte ich das Vergnügen, eine Glühbirne im rechten Scheinwerfer des Smart auswechseln zu dürfen.

Sowas darf man nur angehen, wenn man a) sehr gut gelaunt ist und b) keinerlei Zeitdruck vorhanden ist.

Ich will hier nicht beschreiben was man tun muss, damit man die neue Glühbirne installiert bekommt. Da muss jeder selbst durch. Ein Blick in die Bedienungsanleitung hilft.

Nach etwa einer Stunde hatte ich ich geschafft. Der Pächter der Tankstelle, auf dessen Hof ich das Exempel statuierte, brach in Beifallsstürme auf und ich beschloss, ernsthaft darüber nachzudenken, warum ich nicht Gehirn-Chirurg geworden bin.

Gestern war es nun soweit: Auch die A-Klasse hatte ein Lichtlein ausgeblasen.

Das ist auch ein Kompakt-Auto - jedoch mit vier Türen und deutlich mehr Platz unter der Motorhaube. Meine Erwartungen an die Komplexität des Vorgangs waren gedämpft. In der Bedienungseinleitung ist alles schön abgebildet - anhand eines ausgebauten Scheinwerfers und bei voller Beleuchtung, versteht sich.

In der Praxis ist das jedoch e t w a s anders. Alle wichtigen Teile sind schwarz eingefärbt, damit man sie nicht so leicht im unterbelichteten Motorraum findet. Und selbstverständlich gilt auch hier: Man muss alles mit Fingerspitzen von Zeige- und Mittelfinger erledigen.

In einem hellwachen Augenblick habe ich mir die neue Glühbirne vor dem Einbau noch einmal ausführlich angesehen. Eigentlich wollte ich nur eine Strategie für die Fummelei mit der H-7 entwickeln - entdeckte aber zu meinem großen Glück, dass die Glühwendel der Neuen lustig in ihrem kleinen Aquarium herumzappelte und nicht an ihren Stromzuführungen befestigt war. Triumpfierend kehrte ich an die Kasse der Aral-Tankstelle zurück wo man mir problemlos ein anderes Exemplar überreichte und begann Mitgefühl zu entwickeln; denn beim Einbau helfen ... NEIN NEIN sowas am Samstag Nachmittag ... nee also wirklich - das geht gar nicht.

Um es kurz zu machen. Nach weniger als 45 Minuten war die A-Klasse neu beleuchtet - obwohl ich mir nicht ganz sicher bin, dass alles wieder am rechten Platz ist.

Jetzt erinnere ich mich auch an den Vorgänger der A-Klasse, einen Audi A4. Da war es mir an einem Winterabend passiert. Selbermachen? NO CHANCE! Welch ein Glück, dass Autoteile Unger in Harburg noch geöffnet hatte und man bereit war, kurz vor Feierabend noch mal eben beide Birnen auszuwechseln.

Liebe Auto-Industrie! Ich werde mir mein nächstes Auto ganz bestimmt sehr genau ansehen und prüfen, welche Gemeinheiten sich der Hersteller ausgedacht hat, um auch aus dem Wechsel einer Glühbirne einen Staatsakt zu machen. Böse Zungen behaupten, ich sollte erstmal versuchen, irgendwas an einer Instrumentenbeleuchtung in meinem Mercedes auswechseln, um mitreden zu können. Nun gut - vermutlich haben wir Verbraucher es gar nicht anders verdient.